Was ist Elektrochemotherapie?
Viele Tierbesitzer haben bei der Therapievariante „Chemotherapie“ ein mulmiges Gefühl. Hintergrund: sie haben Angst vor möglichen Nebenwirkungen durch die Chemotherapeutika. Dies ist nachvollziehbar und teilweise auch zutreffend.
Als Alternative zur Behandlung von Hauttumoren gibt es die Elektrochemotherapie, in der zwei Verfahren kombiniert werden: die Elektroporation und die Chemotherapie. Durch Anlegen eines örtlichen pulsierenden Stromfeldes werden an dieser Stelle die Poren der Tumorzellen geöffnet, so dass das Chemotherapeutikum (u.a. Bleomycin oder Cisplatin) in einer um das 8.000 – 10.000-fache höheren Konzentration eindringen kann, was zum Absterben der Tumorzelle führt.
Die Chemotherapeutika können lokal oder systemisch verabreicht werden, also in und um den Tumor oder intravenös.
- Bei der lokalen Anwendung der Elektrochemotherapie wird somit nur ein Bruchteil der sonst üblichen Menge des Chemotherapeutikums benötigt. Insofern ist die Wahrscheinlichkeit von Nebenwirkungen ebenso um ein Vielfaches geringer, obwohl die örtliche Wirkung viel höher ist.
- Bei der systemischen Anwendung entspricht die Gabe des Chemotherapeutikums der, einer „klassischen Chemotherapie“. Da dies aber nur einmalig geschieht können wir von keinen bis sehr milden Nebenwirkungen ausgehen. (Vergleichen wir mit der Humanmedizin, finden wir i.d.R. Berichte, die darlegen, dass die Nebenwirkungen häufig ab der dritten Infusion beginnen und stärker werden. – wir geben das Medikament nur ein Mal)
Die Elektrochemotherapie ist eine sanfte und sehr wirkungsvolle Behandlung. Besonders geeignet ist das Verfahren bei Erkrankungen und Metastasen, die nicht durch eine Operation entfernt werden können und auf Strahlen- oder Chemotherapie schlecht ansprechen.
Siehe auch:
www.hundkatzepferd.com/archive/770391/Elektrochemotherapie-–-die-lokale-„Chemo“.html
Wir wenden das SENNEX VET ® – System der Firma BIONMED TECHNOLOGIES an:
Mit unserem Gerät sind Behandlungen ohne Narkose, z.B. am stehenden Pferd möglich!
Link zu Anwendung:
http://bionmed.de/unsere-produkteelectrochemotherapy/sennex-tumor-therapie/die-anwendung
Link zu Verfahren:
http://bionmed.de/unsere-produkteelectrochemotherapy/sennex-tumor-therapie/das-verfahren
WELCHE TUMOREN KÖNNEN DAMIT BEHANDELT WERDEN:
u.a.:
- Fibrosarkome bei Hund und Katze, auch in der Maulhöhle
- Sarkoide beim Pferd, auch fibroplastisch bis ca pflaumengroß
- Melanome
- Plattenepithelkarzinome: u.a. an Haut, Penis, Zunge
- prinzipiell auch alle Tumore, die vorher mit Chirurgie oder Strahlentherapie erfolglos vorbehandelt worden waren
- Kaposi-Sarkome (Mensch), insofern alle lymphatischen Tumore beim Tier, die diesem ähnlich sind
Behandlung von Sarkoiden beim Pferd: https://www.youtube.com/results?search_query=electrochemotherapy+sarcoid
Auf dem Video erkennt man die Behandlung eines Sarkoids sehr nahe am Auge.
Bitte beachten: es handelt sich um ein Gerät eines anderen Herstellers. Die auf diesem Video zu sehenden starken Muskelzuckungen sind bei unserem Gerät weit geringer bis nicht zu beobachten. Insofern sind damit Eingriffe beim Pferd durchaus auch in Sedation und lokaler Anästhesie möglich.
Die Behandlung erfolgt lediglich mit Lokalanästhesie und Sedierung:
S. auch Behandlung Sarkoid mit Elektrochemotherapie in Sedierung
MÖGLICHE NEBENWIRKUNGEN DER ECT
Bei jeder Anwendung von Medikamenten oder medizinischen Verfahren muss mit Nebenwirkungen gerechnet werden.
Nebenwirkungen können sich als allgemeine Unverträglichkeiten, örtliche Unverträglichkeiten oder allergische Reaktionen äußern.
Die Haut kann direkt nach der Therapie gerötet und geschwollen sein und entwickelt bisweilen im Verlauf eine verstärkte Pigmentierung.
Man spricht auch von der postinflammatorischen Hyperpigmentierung.
Es können Muskelschmerzen, die durch die Stromstöße ausgelöst werden, vorkommen und die Patienten können Muskelzuckungen sowie Schmerzen an der behandelten Stelle der Haut haben. Diese lassen sich gut behandeln und sind i.d.R. nicht von Dauer.
Ebenfalls unerwünscht ist die lokale Überwärmung des Gewebes. Durch die hohe Feldkonzentration im elektrodennahen Bereich kommt es zur Erwärmung mit thermischen Läsionen, die Rötung, Ödeme und Nekrosen umfassen kann. In den bisherigen klinischen Studien zeigten sich die Läsionen lokal begrenzt und wenig schmerzhaft. Aus unserer Erfahrung heraus können wir ausschließlich von Rötungen berichten.
Wundheilungsstörungen sind selten.
Durch Zytostatika verursachte Nebenwirkungen hängen von der jeweiligen Substanz und Dosierung ab. Die im Vergleich zur konventionellen intravenösen Bleomycintherapie verwendete Substanzmenge ist geringer. Extratumorale Effekte sind damit seltener und schwach ausgeprägt.
Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen und dem absolut seltenen Auftreten von Nebenwirkungen können im Einzelfall erhebliche Nebenwirkungen und Schädigungen auftreten die in den seltensten Fällen zum Tod führen.
Erfahrungsgemäß liegen bei diesen Fällen aber oft Kombinationen von Problemen vor, wie z.B. Nebenwirkungen des Chemotherapeutikums zusammen mit einer schlechten Verträglichkeit auf eines der Narkosemedikamente oder bisher nicht diagnostizierte weitere Erkrankungen u.v.m.
Die Praxis behält sich hinsichtlich der Medikamentenwahl und der Art der Medikamentenverabreichung vor, individuell und frei zu entscheiden.
Sollten sich die vorgenannten Risiken realisieren und kein grob fahrlässiger Behandlungsfehler vorliegen, so sind sämtliche Ansprüche auf Schadensersatz auch im Hinblick auf etwaige Folgeschäden ausgeschlossen. Es besteht kein Anspruch auf Nachbesserung, Wiederholung eines Eingriff und/oder Minderung des Honorars.
Bei der Sedierung eines Pferdes besteht unter anderem das Risiko von Verletzungen durch vorübergehenden Koordinationsmangel, die Möglichkeit einer Penislähmung, von Kreislaufproblemen, Schlundverstopfung und Kolik. Nach Sedierung haben Pferde so lange zu fasten, bis sie wieder vollständig erwacht sind, um Nebenwirkungen zu vermeiden.
Die Sezierung/Narkose bei Pferden wird immer durch spezialisierte Pferdetierärzte in einer kooperierenden Pferdeklinik durchgeführt. Der Behandlungstermin findet demnach auch in der entsprechenden Klinik statt.
- Sedierung per Injektion oder Infusion: Gefahr von Kreislaufbeschwerden und Verletzungsgefahr durch Niederstürzen oder Abwehrbewegungen, Schädigung von Blutgefäßen (z.B. Venenentzündung), Möglichkeit der Ausbildung einer Kolik bei Pferden.
- Örtliche Betäubung durch Leitungs- und Lokalanästhesie: Gefahr der Verletzung von Nerven und Blutgefäßen mit möglichen Spätschäden, wie Nervenlähmung. An Behandlungen in der unmittelbaren Nähe des Auges können Blutungen unter und hinter dem Auge auftauchen, Bildung von Hornhautschäden durch Austrocknung der Augenoberfläche, Erblindung und Infektion des Injektionsgebietes mit aufsteigender Infektion.
Artikel im Fachmagazin „Der Hautarzt“ – Ausgabe September 2016: